Ein süßes Experiment mit bitterem Beigeschmack: Meine Imkerei auf einem Hoteldach in Hamburg

Als mich vor einigen Jahren die Anfrage erreichte, ob ich nicht Bienenvölker auf einem Hoteldach in Hamburg ansiedeln wollte, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Idee, meine Leidenschaft für die Imkerei mit einem so einzigartigen Standort zu verbinden und gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz der Bienen zu leisten, klang einfach perfekt. Ich stellte mir vor, wie der Honig aus meiner Stadtimkerei bald auf den Frühstückstischen der Hotelgäste landen würde – ein echtes Stück Hamburg, produziert direkt über ihren Köpfen.

Die ersten Schritte waren voller Begeisterung. Die Dachfläche bot eine einzigartige Kulisse, und der Gedanke, mitten in der Stadt Bienen zu halten, erfüllte mich mit Stolz. Es war in vielerlei Hinsicht eine wunderschöne Erfahrung. Ich konnte meine Völker in einem neuen Umfeld beobachten und viel über das faszinierende Leben der Bienen lernen, auch unter urbanen Bedingungen. Jeder Blick in die Völker war eine Entdeckung, und das Summen der Bienen auf dem Dach wurde zu einem vertrauten Geräusch für mich und sicherlich auch für das Hotelpersonal.


Die Herausforderungen der Höhenlage

Doch leider zeigte sich mit der Zeit, dass die Idealvorstellung und die Realität nicht immer Hand in Hand gingen. Trotz meines Engagements und der besten Absichten stellte ich fest, dass der Standort auf dem Hoteldach für meine fleißigen Bewohner am Ende nicht ideal war.

Eines der größten Probleme war der Wind. In dieser Höhe waren die Bienenvölker dem Wind schutzlos ausgeliefert. Starke Böen setzten den Bienen permanent zu, erschwerten ihnen den Anflug und Abflug und forderten schlichtweg zu viel Energie. Was für mich als Mensch eine frische Brise war, wurde für die kleinen Insekten zu einer ständigen Belastung.

Hinzu kam die pralle Sonne. Auch wenn Bienen Wärme benötigen, war die ungeschützte Exposition auf dem Dach, besonders in den Sommermonaten, eine Herausforderung. Es fehlte an natürlichem Schatten, und die Hitze in den Beuten wurde für die Völker schnell zu groß. Dies führte zu einer zusätzlichen Stresssituation für die Bienen.

Infolgedessen entwickelten sich die Bienenvölker nicht gut. Sie blieben kleiner als erwartet, produzierten weniger Honig und zeigten insgesamt Anzeichen von Schwäche. Es war schmerzlich für mich zu sehen, dass meine Bemühungen, den Bienen ein gutes Zuhause zu bieten, nicht den gewünschten Erfolg hatten.


Die unterschätzte Logistik

Abgesehen von diesen umweltbedingten Faktoren war die körperliche Belastung ein nicht zu unterschätzendes Problem. Zwar führte ein Fahrstuhl bis in den 6. Stock, doch das Dach selbst musste über eine steile Leiter und eine enge Dachluke erreicht werden. Das bedeutete, dass jedes einzelne Volk, jedes Kilo Futter und jeder Honigrahmen von mir mühsam diese letzte Strecke hinauf und wieder hinunter transportiert werden musste. Mit der Zeit wurde es schlicht zu anstrengend, das nötige Material sicher dorthin zu bringen. Das Risiko, einen Unfall zu verursachen, stieg bei jedem Gang – sei es durch Stolpern, Herunterfallen von Material oder einfach durch pure Erschöpfung.


Ein wichtiger Lernprozess

Ich musste erkennen, dass selbst die besten Absichten und mein Wissen als Imker nicht immer ausreichen, wenn die äußeren Bedingungen nicht optimal sind und die praktischen Herausforderungen zu groß werden. Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Bienen standen für mich immer an erster Stelle. Aus diesem Grund habe ich mich schweren Herzens dazu entschieden, das Imkerprojekt auf diesem Hoteldach zu beenden.

Auch wenn das Experiment auf dem Hoteldach nicht wie erhofft verlief, bereue ich die Erfahrung keineswegs. Ich habe wertvolle Einblicke gewonnen und mein Verständnis für die besonderen Herausforderungen der Stadtimkerei vertieft. Es war ein wichtiger Lernprozess, der mir gezeigt hat, wie komplex das Zusammenspiel von Natur und Stadt ist und welche logistischen Hürden es manchmal zu überwinden gilt. Ich bleibe der Imkerei und dem Schutz der Bienen natürlich weiterhin treu und suche nach anderen, geeigneteren Standorten für meine Völker.

Hast du ähnliche Erfahrungen mit Urban Beekeeping gemacht oder interessierst du dich für die Bienenhaltung in der Stadt? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!

kemuri

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet.

*
*